Die Auszugslänge bestimmen

Wenn du planst, dir deinen ersten Bogen und Pfeile zu kaufen, wird schnell die Frage nach deiner Auszugslänge aufkommen. Denn von ihr und natürlich dem gewünschten Bogentyp ist abhängig, welche Bogenlängen du schießen kannst und welche eher ungeeignet für dich sind. Ähnlich ist das bei Pfeilen!

Der Pfeil darf natürlich auf keinen Fall zu kurz sein, denn dann würde er beim Vollauszug von der Pfeilauflage oder dem Shelf Rest herunterfallen. Zu lang sollte er nach Möglichkeit aber auch nicht sein, denn das wäre nur unnötiges Gewicht. Auch hierfür ist die Auszugslänge entscheidend.

Aber wie bestimmt man denn nun die Auszugslänge?

Es gibt zwei grundsätzliche Herangehensweisen für die Bestimmung der Auszugslänge. Zum einen die Messmethode mit einem Bogen plus Messpfeil und dann daneben verschiedene Mess-/Rechenmethoden ohne Bogen und Messpfeil, die einem zumindest ein Näherungsweise richtiges Ergebnis für die Auszugslänge liefern.

Auszugslänge mit Messpfeil und Bogen bestimmen

Die Methode mit Bogen und Messpfeil ist die einzig wirklich korrekte Ermittlungsmethode für die Auszugslänge eines Bogenschützen. Sie setzt jedoch voraus, dass man einen geeigneten Bogen und auch einen Pfeil, der lang genug ist oder einen sogenannten Messpfeil mit aufgedruckter Skala vorliegen hat.

Mit geeignetem Bogen meine ich hier einen Bogen, der auf keinen Fall zu stark ist, damit der Schütze leicht die korrekte Haltung im Vollauszug einnehmen kann und man so den tatsächlichen Vollauszug bestimmen kann. Bei Erwachsenen kann man hier auf Bögen um die 20-30 lb. zurückgreifen. Welcher Bogentyp ist bei der Ermittlung der Auszugslänge grundsätzlich irrelevant.

Um den Auszug zu messen wird der Messpfeil in die Sehne eingenockt und der Bogen vom Schützen bis zu seinem Ankerpunkt ausgezogen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die korrekte Haltung eingenommen wird. D.h. Bogenarm und beide Schultern sind auf einer Linie, Ellenbogen der Zughand ist auf der Pfeillinie oder zwischen Pfeillinie und Schütze, der Bogenarm ist ausgestreckt, sowie beide Schultern stehen tief.

Ausrichtung Haltung Bogenschießen
Messwert Pivot Point Auszugslänge

Wenn die Haltung stimmt, kann der Längen-Messwert am Pivot-Point des Bogens (tiefster Punkt im Griff) abgelesen werden. Zu diesem Wert addiert man dann noch 1 ¾ Zoll hinzu. So erhält man die Auszugslänge nach dem A.T.A.-Standard. Wenn kein Messpfeil zur Verfügung steht, markiert man einfach den Pfeil an der Stelle, wo sich der Pivot-Point befindet, misst anschließend die Distanz von Nockboden zur Markierung und addiert hier 1 ¾ Zoll hinzu.

Falls du dich gerade wunderst, warum man nicht zur Vorderkante des Bogens misst, hier die Erklärung dazu:

Würde man bis zur Vorderkante messen, so wäre die Auszugslänge abhängig von der Dicke des Bogengriffs auf Höhe der Pfeilauflage. Die Auszugslänge ist jedoch ein Wert, der nicht vom Bogen abhängig sein darf, sondern nur vom Schützen. Daher misst man zum Pivot Point, also sozusagen dem Ende des Arms des Schützen und addiert zur Simulation einer mittleren Griffdicke plus Sicherheitsbereich für die Pfeillänge 1 ¾ Zoll zu diesem Wert. Die Archery Trade Association (A.T.A.), welche verschiedenste Standards für den Bogensport festgelegt hat, damit man z.B. Bögen unterschiedlicher Hersteller miteinander vergleichen kann, hat das eben so definiert. 28 Zoll Auszugslänge ist der Definition nach erreicht, wenn zwischen Pivot Point und Nockboden 26 ¼ Zoll Abstand vorliegen. So wird – was viele nicht wissen – auch das Zuggewicht bei 28 Zoll eigentlich ermittelt.

In den meisten Fällen wird bei traditionellen Bögen eine nach A.T.A.-Standard gemessene Auszugslänge und eine Messung bis zur Vorderkante jedoch annähernd identisch sein. Insofern kann man bei der Bestimmung der Auszugslänge der Einfachheit halber auch auf diesen Wert zurückgreifen. Ganz korrekt ist es aber nicht.

Auszugslänge mit verschiedenen Näherungs- und Rechen­methoden bestimmen

Wie bereits erwähnt, gibt es neben der oben genannten Messmethode noch drei weitere Wege, die eigene Auszugslänge zumindest annähernd genau zu bestimmen.

Methode 1

Für die erste dieser Methoden benötigst du lediglich einen langen Pfeil, einen Stab oder einfach einen Zollstock. Lege den Pfeil/Stab an deinem Brustbein direkt unterhalb des Hals an und stecke beide Arme gerade nach vorne. Markiere die Stelle, an der deine Fingerspitzen der Mittelfinger liegen.

Die Distanz vom Stab-/Pfeilanfang am Brustbein zu der markierten Stelle ist etwa deine Auszugslänge. Zur Umrechnung teile die Angabe in Zentimetern noch durch 2,54.

Auszugslänge Brustbein Stab

Methode 2

Für die zweite Methode stellst du dich mit dem Rücken zur Wand, streckst die Arme seitlich aus und ermittelst die Armspannweite vom längsten Finger der rechten zum längsten Finger der linken Hand. Den Wert in Zentimetern teilst zu durch 2,5 und anschließend zur Umrechnung in Zoll noch durch 2,54.

Auszugslänge Armspannweite

Methode 3

Für die dritte Methode stellst du seitlich vor eine Wand, streckst die Bogenhand aus und legst die Faust der Bogenhand an die Wand. Du drehst deinen Kopf in Richtung Wand und misst den Abstand von der Wand zu deinem Ankerpunkt (z.B. Mundwinkel). Den Wert in Zentimetern teilst du zur Umrechnung in Zoll noch durch 2,54.

Auszugslänge Wand

Vergleich der Methoden anhand konkreter Beispiele

Um einmal die Genauigkeit dieser Methoden zu prüfen und auch die Auszugslängen mal in Relation zur Körpergröße zu setzen, hier eine Tabelle dazu:

Größe Messpfeil + Bogen Methode 1 Methode 2 Methode 3
Daniel 1,80 m 30,75 Zoll 28,75 Zoll 29 Zoll 30,5 Zoll
Jürgen 1,75 m 28,5 Zoll 27,5 Zoll 28,5 Zoll 29 Zoll

Wie man sehen kann, weichen alle drei Messmethoden stark voneinander ab und man kann nicht sagen, dass eine der drei am genauesten ist. Letztlich sind alle drei Methoden nur grobe Schätzwerte für die tatsächliche Auszugslänge.

Um die Auszugslänge eines Schützens zu beurteilen und ein Maß für die richtige Pfeillänge zu benennen eignet sich wenn überhaupt, dann nur Methode 3, da bei den anderen beiden die Gefahr besteht, dass der Pfeil am Ende zu kurz ist.

Der beste Weg ist und bleibt der Messpfeil auf einem Bogen!

Daniel Goll

Bereits vor über 20 Jahren entdeckte er das Tradi­tionelle Bogen­schießen für sich und hat bei zahl­reichen Tur­nieren und Meister­schaf­ten geschos­sen. Über die Jahre hinweg hat er viele Bogen­schütz­innen und Bogen­schützen bei ihrem Einstieg in das Bogen­schießen und dem Er­lernen der in­stink­tiven Ziel­tech­nik unterstützt.

Daniel Goll

Bereits vor über 20 Jahren entdeckte er das Tradi­tionelle Bogen­schießen für sich und hat bei zahl­reichen Tur­nieren und Meister­schaf­ten geschos­sen. Über die Jahre hinweg hat er viele Bogen­schütz­innen und Bogen­schützen bei ihrem Einstieg in das Bogen­schießen und dem Er­lernen der in­stink­tiven Ziel­tech­nik unterstützt.