Worauf sollte ich beim Kaufen oder Bauen von Pfeilen achten?

Pfeilbau

In Teil I und Teil II dieser Artikelserie zum Thema Pfeilbau und Pfeiltuning haben wir uns mit den Fragen beschäftigt, »Warum man einen Pfeil abstimmen muss« und »Wie man das richtige Pfeilsetup ermittelt«.
In diesem dritten Teil der Serie möchten wir dir nun ein paar Tipps an die Hand geben, worauf du beim Kaufen von Pfeilen oder wenn du Pfeile selbst baust achten solltest, um böse und vielleicht auch teure Überraschungen später zu vermeiden.

Der Übersichtlichkeit halber stellen wir in diesem Artikel zunächst die wichtigsten Dinge dar, die bei Carbonpfeilen zu beachten sind und gehen anschließend auf Holzpfeile ein. Aluminium-Pfeile bleiben bei dieser Betrachtung außen vor, da sie im Traditionellen Bogensport und im 3D-Bogenschießen nicht verwendet werden sollten.

Wenn du dir unsicher bist, ob dein Pfeilbauer die dargestellten Punkte beachtet, frag‘ doch einfach beim nächsten Mal nach…

Carbonpfeile

Auch wenn Sie mit „traditionell“ wenig zu tun haben, sind Carbonschäfte inzwischen die meistgenutzten Schäfte im Traditionellen Bogenschießen. Trotzdem werden gerade beim Bau von Carbonschäften immer wieder dieselben Fehler gemacht, die den eigentlichen Vorteil – nämlich die längere Haltbarkeit – reduzieren oder sogar aufheben. Daher hier vier Tipps, worauf bei Carbonpfeilen zu achten ist.

Carbonpfeile

Nur mit Trennscheibe kürzen!

Carbonschäfte sollten stets nur mit einer Hochgeschwindigkeits-Trennscheibe gekürzt werden. Das kann zum Beispiel ein Dremel oder eine Flex sein oder wie bei uns ein professionelles Pfeilschneidegerät. Außerdem sollte penibel auf einen 90°-Winkel des Schnitts zum Schaft geachtet werden.

Es gibt leider immer noch Personen, die behaupten, dass man zum Kürzen von Carbonschäften auch Rohrschneider oder eine Metallsäge verwenden kann. Davon raten wir vehement ab!
Durch das Quetschen der Carbonfasern durch den Rohrschneider oder das Zersägen werden die „Schnittkanten“ extrem spröde und brüchig, was meist sehr schnell dazu führt, dass der Schaft bei einem harten Steintreffer zum Beispiel einreißt. Das Lehrgeld beim Totalausfall des Pfeils kann man sich sparen.

Inserts oder Spitze vor dem Einkleben anrauhen

Vor dem Einkleben von Inserts oder Spitzen in den Schaft, sollten sowohl das Innere des Schafts, als auch die Klebeflächen von Spitze oder Insert angerauht, entfettet und entstaubt werden. Durch das Anrauhen wird die Oberfläche vergrößert und durch das Entfetten und Entstauben die Ideale Vorbereitung für das Kleben getroffen. Beides führt zu einer besseren und haltbareren Klebeverbindung. Das Anrauhen funktioniert am Besten mit Schleifpapier oder einer Schlüsselfeile. Zum Entfetten nehmen wir gerne Aceton.

Eine maximal stabile Klebeverbindung sorgt dafür, dass Insert oder Spitze erst bei einer deutlich höheren mechanischen Beanspruchung in den Schaft getrieben werden, als ohne diese. Der Pfeil überlebt also im Zweifel deutlich länger!

Push-In-Nocken niemals einkleben

Die bei Carbonpfeilen meist mitgelieferten sogenannten Push-In-Nocken sind – wie der Name schon sagt – zum bloßen Einstecken in den Schaft konzipiert. Sie sollten niemals eingeklebt werden! Zum einen kann sich so bei einem harten Treffer die Energie besser nach hinten entladen, indem die Nocke ausgeworfen wird und der Schaft nicht seitlich aufreißt. Des Weiteren kannst du die Nocke leichter tauschen, wenn sie doch mal brechen sollte.

Befiederung nicht ausschließlich mit Tape kleben

Es gibt zwar auf dem Markt Befiederungs-Klebebänder zur sehr schnellen und einfachen Befestigung von Federn und Fletches auf Carbonschäften, jedoch raten wir von deren ausschließlicher Verwendung ab. Wenn man die Klebebänder verwendet, sollte man auf jeden Fall noch Klebepunkte jeweils an Anfang und Ende jeder Feder anbringen, da dieses Tape ansonsten leider deutlich schlechter hält als normaler Klebstoff. Insbesondere bei starker Beanspruchung, wie zum Beispiel ein Fehlschuss unter die Grasnarbe oder bei großer Hitze im Sommer neigen Federn, die nur mit Tape befestigt wurden, gerne dazu sich vorzeitig zu verabschieden. Und ein Pfeil mit 2 von 3 Federn sieht nicht nur doof aus, sondern fliegt leider auch nicht.

Ein Sekundenkleber oder ein elastischerer Kleber, wie zum Beispiel „Arrow Cement“ von Saunders (wir verwenden diesen seit vielen Jahren) ist unserer Erfahrung nach in den meisten Fällen dem Tape vorzuziehen. Außerdem ist eine Garnwicklung am vorderen Ende der Feder ideal.

Holzpfeile

Holz ist seit Jahrtausenden das Material der Wahl, wenn es um den Pfeilbau geht. Es ist einfach zu verarbeiten, günstig und sieht gut aus. Damit du lange Spaß an deinen Holzpfeilen hast, hier nun ein paar Tipps, auf was bei Holzpfeilen geachtet werden sollte.

Holzpfeile

Stimmt der statische Spinewert?

Holschäfte werden nach der Herstellung vermessen und in Spinewertgruppen in 5 lb.-Stufen eingeteilt. Zum Beispiel die Gruppe 40-45 lb. Durch Lagerung und Trocknungsprozesse kann sich der Spinewert allerdings ändern. Eine Kontrolle, ob der Schaft tatsächlich der Gruppe angehört, die man benötigt, sollte unbedingt vorgenommen werden.

Geradheit und Gewicht des Schafts

Die bereits zuvor genannten Trocknungsprozesse während der Lagerung können auch dazu führen, dass die Schäfte nicht mehr gerade oder vom Gewicht her deutlich unterschiedlich sind. Dies sollte bei der Auswahl der Schäfte für den Pfeilbau berücksichtigt und nachgemessen werden.

Richtiger Verlauf der Jahresringe und Auslaufen der Flamme

Beim Bau von Holzpfeilen sollten immer darauf geachtet werden, dass die Jahresringe beim eingenockten Pfeil horizontal, also im 90°-Winkel zur Sehne verlaufen. Zum einen wird der Spinewert immer auf den Seiten des stehenden Jahresrings gemessen und zum anderen ist die Gefahr des Bruchs beim Abschuss so wesentlich geringer.

Daneben sollte darauf geachtet werden, dass die auslaufenden Jahresringe (Flammen) auf der Außenseite des Schafts immer mit der Spitze nach hinten stehen. Auch dies minimiert die Verletzungsgefahr beim Pfeilbruch.

Schutz gegen Feuchtigkeit

Insbesondere beim Turnier oder Parcoursschützen ist der Schutz vor Feuchtigkeit ein wichtiger Punkt, damit der Pfeil nicht schon nach dem ersten Einsatz bei Regen oder Kontakt zu feuchtem Gras oder dem Bachbett aufquillt. Ein Pfeil sollte daher auf irgendeine Weise gegen Feuchtigkeit geschützt werden. Den Schaft einfach „roh“ zu verbauen ist langfristig keine gute Idee. Viele Schützen nehmen zum Schutz vor Nässe Lacke oder Ballenmattierung, aber wesentlich umweltfreundlicher und bei Ausbesserungsarbeiten angenehmer zu verarbeiten ist Leinöl. Die Meinungen was aber besser ist, gehen weit auseinander.

Richtiges Anbringen der Spitze

Das Anbringen der Spitze erfolgt je nach Spitzenhersteller entweder mit oder ohne Klebstoff und mit oder ohne Anspitzen des Schaftes (Konus).

Sollte ein Konus von Nöten sein, muss darauf geachtet werden, dass dieser den Vorgaben des Spitzenherstellers entspricht. Ein zu steiler oder zu flacher Konus führt dazu, dass die Spitze recht bald im 3D-Tier oder der Scheibe stecken bleibt.

Sollte kein Konus erforderlich sein, kann es passieren, dass der Schaft einen leicht größeren Durchmesser hat als der Innendurchmesser der Spitze. Hier darf der Schaft keinesfalls abgeschliffen werden, sondern wird nur komprimiert. So ist die Schraub oder Klebeverbindung perfekt.

FAZIT:

Du siehst also, man kann einiges falsch machen, wenn man Pfeile baut. Daher empfehlen wir dir – egal ob du selbst baust oder kaufst: Achte darauf, dass die oben genannten Dinge beim Bau der Pfeile beachtet werden. So hast du länger Spaß mit deinen Pfeilen und du sparst noch dazu eine Menge Geld.

Daniel Goll

Bereits vor über 20 Jahren entdeckte er das Tradi­tionelle Bogen­schießen für sich und hat bei zahl­reichen Tur­nieren und Meister­schaf­ten geschos­sen. Über die Jahre hinweg hat er viele Bogen­schütz­innen und Bogen­schützen bei ihrem Einstieg in das Bogen­schießen und dem Er­lernen der in­stink­tiven Ziel­tech­nik unterstützt.

Daniel Goll

Bereits vor über 20 Jahren entdeckte er das Tradi­tionelle Bogen­schießen für sich und hat bei zahl­reichen Tur­nieren und Meister­schaf­ten geschos­sen. Über die Jahre hinweg hat er viele Bogen­schütz­innen und Bogen­schützen bei ihrem Einstieg in das Bogen­schießen und dem Er­lernen der in­stink­tiven Ziel­tech­nik unterstützt.