Treffer oder nicht? – Alles über Killgrößen und die Wertung deiner Pfeile beim 3D-Schießen

Jeder kennt das…! Du sicher auch. Du bist auf dem 3D-Parcours allein oder mit Bekannten und möchtest mal wieder dein Schießergebnis dokumentieren oder sogar einen kleinen Wettbewerb daraus machen. Und plötzlich passiert es…

Nur ein Moment der Unachtsamkeit genügt und der Pfeil rast nach einem kurzen Zucken nicht auf der geplanten Bahn ins Innenkill des Mufflon, sondern direkt auf das teilweise vor dem Wertungsbereich liegende Gehörn zu und trifft es dann auch. Verdammt…. Horn zählt nicht. Also musst du eben den zweiten Pfeil ins Kill setzen, was dir dann auch gelingt.

Bei der Trefferaufnahme stellst du aber plötzlich fest, dass der erste Pfeil das Horn durchschlagen hat und mit seiner Spitze gerade noch so die Umrandung des äußersten Killrings berührt. Und nun? Was zählt denn jetzt und wie? Zählt dein erster Pfeil überhaupt? Wenn ja Körpertreffer/Wound oder zählt er als Treffer des äußeren Wertungsbereichs des „Kill“?

Die Antwort ist nicht ganz einfach, denn es kommt darauf an, nach welchem Regelwerk zu werten ist! Denn die beiden für das 3D-Bogenschießen bedeutendsten Regelwerke behandeln diesen Fall höchst unterschiedlich!

Nach den Regeln der DSB-Sportordnung (Regeln nach World Archery – WA) zählt dein Horndurchschuss als Treffer des äußeren Wertungsbereichs und du erhältst damit 8 Punkte für den ersten Pfeil. Nach der Sportordnung des DFBV (Regeln nach International Field Archery Association – IFAA) dagegen zählt der Pfeil nicht als Treffer und damit 0 Punkte.

Da die beiden Regelwerke also scheinbar höchst unterschiedlich mit der Frage „Treffer oder Nicht“ umgehen, möchte ich die beiden Sportordnungen der deutschen Verbände einmal in puncto Killgrößen, Punktewertung, Bewertung von Horn-/Huf-Treffern, Bewertung von Abprallern, Durchschüssen und Vorgehen bei mehreren Kills vergleichen.

Die Wertungszonen und deren Größen

Jedes 3D-Ziel hat auf seiner Oberfläche durch Linien eindeutig gekennzeichnete Wertungszonen. Diese Wertungszonen im Herz-/Lungenbereich des 3D-Tieres werden gemeinhin als „Kill“ bezeichnet. Fast alle 3D-Tiere haben inzwischen drei solche eingezeichneten „Ringe“.

Wertungszonen Ringe 3D-Tier
Wertungszonen Ringe 3D-Tier

Nach der Sportordnung des DSB (WA) zählt bei jedem geschossenen Pfeil ein Treffer des innersten Rings 11 Punkte, des nächsten Rings 10 Punkte, des äußeren Rings 8 Punkte und jeder Treffer auf dem Körper des 3D-Tiers (also alles außer Horn, Geweih, Huf, Sockel) 5 Punkte.

Nach der Sportordnung des DFBV (IFAA) zählen in der normalen Dreipfeil-Runde alle Treffer innerhalb des äußeren Rings als „Vital“ (1. Pfeil 20 Punkte, 2. Pfeil 16 Punkte, 3. Pfeil 12 Punkte) und Treffer auf dem Rest des 3D-Tiers (alles außer Horn, Geweih, Sockel) als „Wound“ (1. Pfeil 18 Punkte, 2. Pfeil 14 Punkte, 3. Pfeil 10 Punkte).

Wertung DSB
Wertung DFBV

Beide Verbände ordnen 3D-Ziele je nach Größe des Wertungsbereichs in vier „Gruppen“ ein. Der DSB (WA) beurteilt die Größe des Wertungsbereichs nach der vertikalen gemessenen Höhe des 10er-Rings inkl. Linie durch das Zentrum des 11er-Rings bei dem im Gelände stehenden 3D-Ziel. Der DFBV (IFAA) orientiert sich bei der Einteilung an der vertikal gemessenen Höhe der „Vital“-Wertungszone exkl. Linie durch das Zentrum des innersten „Kill“-Rings beim auf der flachen Ebene stehenden 3D-Tier.

  DSB (WA) DFBV (IFAA)
Gruppe I > 129 mm > 250 mm
Gruppe II 110-129 mm 201-250 mm
Gruppe III 70-109 mm 151-200 mm
Gruppe IV 20-69 mm < 150 mm

Die Einteilung scheint zwar auf den ersten Blick höchst unterschiedlich zu sein. Die Angaben beziehen sich jedoch auf unterschiedliche Parameter. In der Praxis entsprechen die Gruppen nach DSB (WA) häufig den Gruppen nach DFBV (IFAA). Aber nicht immer.

Zu welchem Wertungsbereich gehört die Trennlinie zwischen zwei Bereichen?

Nach der Sportordnung des DSB (WA) gehört die Trennlinie zwischen zwei Wertungsbereichen bereits zum höheren Wertungsbereich. Es reicht für die Höherbewertung des Pfeils sogar schon, wenn der Pfeil lediglich die Trennlinie berührt.

Beim DFBV (IFAA) ist das ganz anders. Hier gehört die Trennlinie zwischen zwei Bereichen noch nicht zum höheren Wertungsbereich. Es genügt auch nicht, wenn der Pfeil den höheren Wertungsbereich berührt, sondern er muss ihn vielmehr auch „angerissen“ haben, in ihn also eingedrungen sein.

Trennlinie Kill beruehrt

Zählt nach DSB (WA) als Kill, da der Pfeil an der Trennlinie anliegt. Nach DFBV (IFAA) zählt er nur als Wound.

Trennlinie Kill durchtrennt

Zählt nach beiden Verbänden als Kill.

Treffer von Horn, Geweih, Huf, Sockel

Treffer von Hörnern, Geweihen oder Sockel bewerten die Verbände identisch, nämlich als Fehlschuss mit 0 Punkten. Der DSB (WA) erwähnt explizit auch den Huftreffer als Fehlschuss, während der DFBV (IFAA) sich hierzu nicht äußert und daher der Huftreffer beim DFBV als „Wound“ anzusehen ist. Die Sportordnung des DSB erwähnt auch ausdrücklich den Durchschuss von Huf und Horn mit Berührung einer Wertungszone dahinter. In diesem Fall gilt der Pfeil als Treffer der Wertungszone, die hinter dem Huf/Horn liegend berührt wird. Jedoch muss zwischen Huf/Horn ein Abstand sein, sodass man den Durchschuss bzw. die Berührung der dahinter liegenden Wertungszone auch sehen kann.

Treffer Huf
Durchschuss Horn

Abpraller/Streifschüsse/Durchschüsse

Nach beiden Sportordnungen gelten Streifschüsse, die nicht im Ziel stecken bleiben als Fehlschüsse. Nach der Sportordnung des DSB (WA) können Abpraller und Durchschüsse gewertet werden, wenn sich die Gruppe z.B. auf einen Wert des Pfeils einigen kann. Laut Sportordnung des DFBV (IFAA) müssen Abpraller, die vor dem Ziel liegen und Durchschüsse die einen Wertungsbereich getroffen haben, aber nicht im Ziel stecken geblieben sind, mit einem markierten Pfeil wiederholt werden.

Welches „Kill“ zählt denn nun?

3D-Tiere haben manchmal mehrere eingezeichnete „Kills“ und es kann sich je nachdem, wie das 3D-Tier aufgestellt wurde die Frage stellen, welches denn nun zählt. Nach den Sportordnungen beider Verbände wird im Wartebereich vor dem 3D-Ziel eine Tafel mit einer Abbildung des Ziels platziert. Dort kann auch die Killzone markiert werden. Wenn das der Fall ist, dann gilt die entsprechend markierte Zone.

Falls das nicht der Fall ist, gilt das „eindeutig dem Schützen zugewandte“ Kill. Dem Schützen „zugewandt“ bedeutet hier so viel wie, dass die Kill-Ebene gegenüber der Schützenposition die größte Breitseite bietet, also am ehesten dem rechten Winkel nahekommt.

Mehrere Kills 3D Tier

Hier ist von der Blickrichtung das linke Kill dem Schützen zugewandt.

Falsches Kill

Der Pfeil steckt zwar in einem Kill, aber leider im Falschen!

Zusammenfassung

Im nachfolgenden Tabelle fasse ich die einzelnen Unterscheidungen nach der Sportordnung von DFBV und DSB noch einmal zusammen.

  DSB (WA) DFBV (IFAA)
Bewertung der Pfeile in der „normalen“ Runde zwei Pfeile jeweils 11/10/8/5/M Erster Treffer zählt
1. Pfeil: 20/18
2. Pfeil: 16/14
3. Pfeil: 12/10
Trennlinie Gehört zum höherwertigen Wertungsbereich Gehört nicht zum höherwertigen Wertungsbereich
Berühren der Trennlinie zwischen zwei Bereichen Gilt als Treffer des höherwertigeren Bereichs Gilt nicht als Treffer des höherwertigeren Bereichs
Anreißen eines Wertungsbereichs Wertung des angerissenen Bereichs zählt Wertung des angerissenen Bereichs zählt
Treffen des Hufs Gilt als Fehlschuss Zählt als „Wound“
Treffen von Horn/Geweih Gilt als Fehlschuss Gilt als Fehlschuss
Treffen des Sockels Gilt als Fehlschuss Gilt als Fehlschuss
Durchschuss von Horn/Geweih Zählt, wenn der Pfeil dahinter eine Wertungszone berührt Gilt als Fehlschuss
Streifschuss Gilt als Fehlschuss Gilt als Fehlschuss
Abpraller Zählt als Treffer, wenn sich die Gruppe darauf einigen kann, ansonsten Fehlschuss Schuss darf wiederholt werden, wenn Pfeil vor dem Ziel liegt und die Wertungszone getroffen hatte
Durchschuss Zählt als Treffer, wenn sich die Gruppe darauf einigen kann, ansonsten Fehlschuss Schuss darf wiederholt werden.
Welches Kill zählt? Laut Abbildung oder dem Schützen zugewandt Laut Abbildung oder dem Schützen zugewandt

Daniel Goll

Bereits vor über 20 Jahren entdeckte er das Tradi­tionelle Bogen­schießen für sich und hat bei zahl­reichen Tur­nieren und Meister­schaf­ten geschos­sen. Über die Jahre hinweg hat er viele Bogen­schütz­innen und Bogen­schützen bei ihrem Einstieg in das Bogen­schießen und dem Er­lernen der in­stink­tiven Ziel­tech­nik unterstützt.

Daniel Goll

Bereits vor über 20 Jahren entdeckte er das Tradi­tionelle Bogen­schießen für sich und hat bei zahl­reichen Tur­nieren und Meister­schaf­ten geschos­sen. Über die Jahre hinweg hat er viele Bogen­schütz­innen und Bogen­schützen bei ihrem Einstieg in das Bogen­schießen und dem Er­lernen der in­stink­tiven Ziel­tech­nik unterstützt.